Spiritualität und Alltagsleben

Es ist eine Mystik, die in der Aktion deutlich wird, durch zivilen Ungehorsam, Sitzblockaden vor Bulldozern oder durch die Gründung neuer Initiativen. Passieren kann es nur in der Beziehung. Man kann sich nicht ins Kämmerchen zurückziehen und an sich selbst arbeiten. Dieser Prozess braucht die Interaktion mit der Welt. Unsere Erfahrung des Ganzen ist abhängig von den Beziehungen des Einzelnen, das Ganze nur erfahrbar, indem man sich in Beziehung setzt.

(Joanna Macy, Ökophilosophin)

Freiheit in Bezogenheit

Ein wesentlicher Aspekt menschlicher und spiritueller Weiterentwicklung ist, dass es nicht nur darum geht, sich selber zu verwirklichen, sondern die eigenen Fähigkeiten und Talente auch für das Gemeinwohl einzusetzen. Selbstverwirklichung ist für mich nicht ein beruflicher, privater und spiritueller Ego-Trip, sondern ist für mich dann geglückt, wenn ich neben meinem eigenen Wohlbefinden und meiner eigenen Zufriedenheit auch das Wohlergehen meiner Mitmenschen nicht aus den Augen verliere. Ein gutes Leben ist für mich ein Leben, in dem sich meine eigenen Talente und Begabungen entfalten können und in dem ich mich auch für andere Menschen und meine Umwelt einsetze, d.h. auch, dass ich mich dort einsetze, wo ich Unrecht und Ausbeutung wahrnehme, und mich für eine gerechte Verteilung der Ressourcen engagiere.

Gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz sind wichtige Grundpfeiler im menschlichen Miteinander. Ein möglichst vorurteilsfreies Begegnen und der Respekt gegenüber allen Menschen – ganz gleich welcher (kulturellen) Herkunft, Hautfarbe, Religion oder welchen Geschlechts oder Alters sie sind – sind ebenso Grundlage einer funktionierenden Gemeinschaft.

Ökologie und Nachhaltigkeit

Als Konsumentin treffe ich täglich Entscheidungen, die die Zukunft unseres Planeten und nachfolgender Generationen mitbestimmen. Wichtig ist, dass wir uns dessen bewusst sind und so Einfluss auf die Produktion von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs nehmen. Das bedeutet für mich nicht unbedingt, sein eigenes Leben und Konsumverhalten von einem Tag auf den anderen radikal zu verändern, sondern es hilft bereits, jeden Tag einen weiteren Schritt in diese Richtung zu setzen. Ein totales Umkrempeln unseres Lebens überfordert uns oft, daher mag es empfehlenswerter sein, mit kleinen Schritten zu beginnen (z.B. Einkauf von möglichst regionalen Bioprodukten, Fleisch und Tierprodukte aus artgerechter Haltung, Verwendung von Recycling-Toilettpapier,...). Man muss nicht gleich zum Veganer werden oder ganz auf jegliches Plastik verzichten.

Unser bisher mehr als verschwenderische Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten wird in diesem Maß wohl nicht sehr viel länger möglich sein, wollen wir einen totalen Kollaps unseres Ökosystems verhindern. Daher gilt es hier und jetzt zu handeln und auch von Politik und Wirtschaft einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen einzufordern.

Aktives Mitgestalten

Ein nachhaltiges und gutes Leben bedingt auch, dass wir uns einmischen und unsere Welt aktiv mitgestalten. Viele Menschen haben angesichts der Vorkommnisse in Politik und (Finanz-)Wirtschaft resigniert und denken, es lohne sich nicht, sich in politische und ökonomische Prozesse einzubringen, weil „die da oben eh machen, was sie wollen.“ Dieser Ansatz ist falsch und gefährdet am Ende auch demokratische Prozesse. Sicher ist es oft frustrierend, wie lange es mitunter dauert, bis gesellschaftspolitisches Engagement fruchtet, aber wollen wir in einer gerechteren, intakten Welt leben, so bleibt uns gar nichts anderes übrig, als uns aktiv am Gestaltungsprozess zu beteiligen und ein umsichtiges, faires und ökologisches Handeln von den politischen Entscheidungsträgern einzufordern.

Die Art sich einzubringen kann vielfältig sein. Schon der Gang zur Wahlurne ist eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Darüber hinaus können wir NGOs durch Spenden oder aktives Mitarbeiten unterstützen, uns in Bürgerinitiativen engagieren und immer unser Wort ergreifen, wenn Lebensraum vernichtet wird oder Unrecht geschieht.